Das wichtigste, dass ich bisher in meinem Leben gelernt habe, ist mich immer wieder mit meinem Tun auseinander zu setzen. Auch kritische Anmerkungen von den Menschen, die mich umgeben, wollen registriert, bewertet und verdaut werden.
Anscheinend ist das heute jedoch nicht mehr aktuell, dass wir am besten und effektivsten durch unsere Fehler und die Auseinandersetzung mit unserem Umfeld lernen.
Ein paar Beispiele:
1. Reitlehrer: „Du solltest mehr Übergänge reiten, immer im gleichen Tempo zu reiten, ist für das Pferd langweilig und es stumpft auf Deine Hilfen ab.“
Reitschüler versteht vermeintlich: “ Ich reite zu langweilig und stumpfe mein Pferd ab. Ich bin ein Tierquäler. Der Reitlehrer ist so gemein! Da geh ich nicht mehr hin.“
2. Vater: “ Du müsstest nochmal dort fegen, wo vorher Dein Pferd stand. Da liegt noch ein bisschen Lehm und Stroh.“
Tochter versteht vermeintlich: “ Immer lässt Du Deinen Dreck liegen. Räum endlich auf.“
Kommentar der Tochter: „Als würdest Du nie Fehler machen!“
Darum geht es gar nicht. Jeder macht Fehler! Und jeder kann aus Fehlern lernen. Kritik ist kein Angriff oder eine Bewertung des Menschen, sondern seines Handelns! Darum geht es. Jeder sollte immer mal wieder sein eigenes Handeln hinterfragen. War das gut und richtig, was ich da gemacht habe?
Ein weiteres Beispiel:
3. Reitlehrer:“ Dein Pferd läuft nicht ganz klar. Beeobachte das mal, ob das die nächsten Tage auch so ist. Sonst solltest Du den Tierarzt rufen.“
Reitschüler:“ Mein Pferd ist lahm! Ich bin ein Tierquäler weil ich noch drauf sitze…..
So und so ähnlich alles schon gesehen und gehört.
Anscheinend macht die neue Generation, keine Fehler. Es sind meistens die anderen Schuld.
Es ist unter einigen Reitern leider auch üblich, zuerst dem Pferd , dann dem Trainer, Tierarzt, Sattler, etc. die Schuld zu geben, wenn der Erfolg ausbleibt. Stattdessen sollte man zuallererst bei sich selbst überlegen, ob man vielleicht etwas falsch macht.
Noch ein Beispiel:
Das Pferd geht klemmig, läuft unwillig, drückt den Rücken weg, verweigert vielleicht sogar die Mitarbeit. Der eigene Ausbilder und andere befragte Ausbilder sagen, das Pferd sollte anders geritten werden. Mehr vorwärts, mehr in Dehnung, abwechslungsreicher….. etc.
Bevor nun probiert wird, ob man mit Hilfe eines Ausbilders weiterkommt, kommen Argumente wie: der will nicht, der braucht eine ordentliche Ansage; der hat sich verlegen, der Osteopath… muss kommen; der Sattel liegt falsch, ich muss einen anderen Sattler holen; die Ausbilder haben alle keine Ahnung, ich weiß was ich tue, ich habe doch schon so viel Erfahrung, bin bis zur Klasse XYZ geritten…..und weiteres
Alles andere wird abgeklärt, viele werden als zu doof, zu unerfahren oder mit der falschen Einstellung beschimpft. Nur um sich nicht selbst zu hinterfragen. Weil nur schlechte Menschen Fehler machen.
Wer hat das eigentlich in die Welt gesetzt?
Wie ich weiter oben schon schrieb, es geht nicht darum jemanden herab zu setzen, oder als schlechten Menschen hinzustellen. Kritik dient in den meisten Fällen dazu, dem Kritisierten zu helfen und in seinem Handeln zu verbessern. Aber es ist natürlich einfacher allen anderen die Schuld zu geben.
Es geht im übrigen auch nicht darum, sich ständig selbst zu zerfleischen. Aber ab und zu das eigene Handeln zu hinterfragen, sich ab und an mal in die andere Seite hineinversetzen, kann schon sehr viel weiter helfen.
Nun könnt Ihr gern mich kritisieren, ob ich das alles zu schwarz sehe. Bin gespannt auf Diskussionen.
Liebe Grüße